Studio Vogelmann fürs Museum -
Stadträte beschließen Umbau

Im Museum im Deutschhof Heilbronn ensteht “eine eigene Etage für die Kunst”. So hatte es Oberbürgermeister Harry Mergel bereits am 7. Dezember 2022 bei einem Empfang aus Anlass des 98. Geburtstages der Ehrenvorsitzenden der Ernst Franz-Vogelmann-Stiftung, Ruth Reinwald,angekündigt. Den dazu notwendigen Baubeschluss für den Umbau des Dachgeschosses fasste Anfang 2024 der Bauausschuss des Gemeinderates.Von den Gesamtkosten in Höhe von einer Million Euro übernimmt die Ernst Franz Vogelmann-Stiftung die Hälfte, 500.000 Euro.

Im Deutschhof sollen im Dachgeschoss künftig Skulpturen und Plastiken der Ernst Franz Vogelmann-Stiftung und Werke der städtischen Kunstsammlung ausgestellt werden. Neben Skulpturen von Rodin, Matisse und Moore sollen Werke der Vogelmann-Skulpturenpreisträger präsentiert werden.Im Jahr 2023 vergaben Stiftung und Städtische Museen bereits zum 6. Mal diesen national renommierten Skulpturenpreis.

Mit dem “Studio Vogelmann” gewinne das Museum im Deutschhof an Attraktivität, ist Oberbürgermeister Harry Mergel überzeugt. Der Stiftung geht es auch um die damit verbundenen neuen Möglichkeiten der Kunstvermittlung und der kulturellen Bildung. Für Museumsdirektor Dr. Marc Gundel ist der Umbau des Dachgeschosses der Schlusspunkt des bereits 2007 begonnenen Museumskonzeptes. Diese Konzeption sah die sukzessive Sanierung des Museumsstandortes im Deutschhof vor, aber auch den 2010 abgeschlossenen Neubau der Kunsthalle Vogelmann.

Das “Studio Vogelmann” soll künftig den Ateliercharakter des Museumsdachgeschosses hervorheben. Verknüpft ist die Umgestaltung des 2. Obergeschosses mit einem Umzug der bisher dort befindlichen archäologischen Sammlung in den ersten Stock des Museumsbaus. Außerdem werden das Dachgeschoss und die Fenster energetisch saniert, die Beleuchtung wird auf LED umgestellt.

 

Fast 40.000 Euro Förderung
für Schule und Hochschule

Die Ernst Franz Vogelmann-Stiftung unterstützte im Jahr 2023 die Hochschule Heilbronn und das Katholische Freie Bildungszentrum St. Kilian Heilbronn mit fast 40.000 Euro. Die Studierenden an der Hochschule wurden mit mehreren Stipendien gefördert, insgesamt mit 29.800 Euro. Das Katholische Freie Bildungszentrum St. Kilian erhielt eine Förderung von 10.000 Euro.

Stipendien für die Hochschule
Für das Sommersemester 2023 wurden vier Studenten ausgewählt und mit jeweils 3000 Euro gefördert. Für das Wintersemester 2023/2024 erhielten weitere vier Studierende ein Stipendium mit je 4000 Euro. Das Geld unterstützt die Studierenden bei einem Studiensemester im Ausland oder bei einem Betriebspraktikum in ausländischen Betrieben. Die acht geförderten Studierenden wählten alle ein Studiensemester, auch weil Betriebspraktika im Ausland seit der Corona-Pandemie nur noch eingeschränkt angeboten werden. Unterschiedlich waren die Ziele der Stipendiaten: Im aktuellen Förderzeitraum waren es Hochschulen in Vietnam, Australien, Malaysia und Indonesien.
Im Jahr 2023 wurde zudem ein sogenanntes Deutschlandstipendium vergeben, bei dem Stipendiaten im Jahr mit 1800 Euro unterstützt werden. Von den monatlich 300 Euro Förderung werden jeweils 150 Euro von der Vogelmann-Stiftung und 150 Euro von der Bundesregierung finanziert.

Seit der Gründung der Stiftung vor knapp drei Jahrzehnten wurden für die Hochschulstudierenden in Heilbronn etwa 400.000 Euro über Stipendien zur Verfügung gestellt.

Förderung der katholischen Schule
Das katholische freie Bildungszentrum St. Kilian wurde von der Stiftung seit 2005 in Summe mit etwa 250.000 Euro unterstützt bei der Schulausstattung, bei pädagogischen Angeboten, Aktivitäten und mit Förderpreisen für Schülerinnen und Schüler. Zum Jahresende 2023 unterstützte die Ernst Franz Vogelmann-Stiftung die Schule mit 10.000 Euro bei der Anschaffung von Geräten für den Technik-Unterricht.

Vogelmann-Preis 2023
an Gregor Schneider

Gregor Schneider aus Mönchengladbach-Rheydt erhielt am 15. Juli 2023 den Ernst Franz Vogelmann-Preis für Skulptur 2023. Dieser Preis wird alle drei Jahre gemeinsam von der Ernst Franz Vogelmann-Stiftung und den Städtischen Museen Heilbronn vergeben. „Wohl kein anderer Künstler transformiert architektonische Räume so radikal um und thematisiert dabei die Geschichte des Vorgefundenen“, so die Jury. Er „schaut hinter die Fassade der Dinge und definiert nebenbei die Begriffe Bildhauerei und Installation neu“ indem er Raum als ureigenes bildhauerische Material begreift und verwendet.

Mit der mit 30.000 Euro dotierten Auszeichnung, die von der Stiftungsvorsitzenden Barbara Flosdorf-Winkel überreicht wurde, war bis Ende Oktober 2023 eine Ausstellung verbunden, die von Gregor Schneider eigens für die Kunsthalle Vogelmann Heilbronn konzipiert wurde. Und wie immer bei seinen Ausstellungen war Gregor Schneider über Tage hinweg am handwerklichen Aufbau der Räume, die er in die Kunsthalle Vogelmann transferierte, beteiligt. Im Verlauf der Ausstellungszeit war der Künstler zudem zum Artist Talk in der Kunsthalle.

Sein 2001 mit dem Goldenen Löwen ausgezeichneter Beitrag „Totes Haus u r“ auf der Biennale Venedig machte Gregor Schneider schlagartig einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Dorthin hat er 24 Räume aus Rheydt überführt und im deutschen Pavillon aufsehenerregend verbaut. Sie sind Teil seiner Biografie aber auch Ausgangspunkt für die Auseinandersetzung mit gesellschaftsrelevanten Themen und tabuisierten Fragen. Dahinter verbirgt sich Schneiders Auffassung, dass wir Räumen nie entkommen können, da sie neben einer physischen auch eine psychische Wirkung entfalten. In solchen komplexen Szenarien werden verunsichernde, irritierende Situationen geschaffen, die aus distanzierten Betrachter*innen handelnde Akteur*innen machen.

Gregor Schneider, geboren 1969 in Rheydt, lehrt seit 2016 an der Kunstakademie Düsseldorf. Zuvor war er 2009 an die Berliner Universität der Künste und 2012 an die Akademie der Bildenden Künste München berufen worden. Zu seinen wichtigsten Kunstprojekten gehören u.a. das sogenannte „Haus u r / Totes Haus u r“ 1985/2001, „Die Familie Schneider“ 2004, „Cube Hamburg“ 2007, „Weiße Folter“ 2005/2006/2007 oder „Sterberaum“ 2005/2011/2021. Mit Gregor Schneider wird die Reihe der renommierten Ernst Franz Vogelmann-Skulpturenpreisträger um einen prominenten und einflussreichen deutschen Bildhauer der Gegenwart bereichert.

Stiftungsvorsitzende Barbara Flosdorf-Winkel und Gregor Schneider (von links) mit Kuratorin Rita Täuber, Oberbürgermeister Harry Mergel, Kultur-Bürgermeisterin Agnes Christner und Laudatorin Susanne Titz. Foto: © Andrea Golowin

 

Wechsel an der Spitze der Stiftung

Ruth Reinwald (Mitte) mit Barbara Flosdorf-Winkel (rechts) und Iris Baars-Werner bei der Ernennung zur Ehrenvorsitzenden.

In Würdigung ihrer großen und langjährigen Verdienste um die Stiftung und Fortsetzung des Lebenswerks des Stifters ernannten die Stiftungsgremien Ruth Reinwald im Mai 2022 zur Ehrenvorsitzenden von Vorstand und Aufsichtsrat der Ernst Franz Vogelmann-Stiftung. Ihre Nachfolgerinnen an der Spitze der Stiftung sind seitdem Barbara Flosdorf-Winkel (Vorstandsvorsitzende) und Iris Baars-Werner (Aufsichtsratsvorsitzende).

 

Seit mehr als 25 Jahren Förderung von Kunst und Bildung

Die 1996 von dem Heilbronner Unternehmer und Kunstmäzen Ernst Franz Vogelmann (1915 – 2003) gegründete Stiftung fördert die Städtischen Museen Heilbronn, Studierende der Hochschule Heilbronn mit Auslands- und Deutschlandstipendien sowie das Katholische Freie Bildungszentrum St. Kilian Heilbronn. Seit 2007 lobt die Stiftung gemeinsam mit den Städtischen Museen den Ernst Franz Vogelmann-Preis für Skulptur aus. Die mit 30.000 Euro dotierte Auszeichnung wurde 2023 zum sechsten Mal vergeben. „Der Preis hat sich binnen kurzer Zeit zu einer der bedeutendsten Auszeichnungen für Skulptur im deutschsprachigen Raum entwickelt“, sagt Museumsdirektor Dr. Marc Gundel.

Der Stifter hat die Entwicklung Heilbronns als Skulpturenstadt mitbegründet, die nach ihm benannte Stiftung führt dieses Anliegen fort. 2007 erwarb sie ein Konvolut mit Multiples und Auflagenobjekten von Joseph Beuys und gab es als Dauerleihgabe an die Städtischen Museen Heilbronn. Den Bau der Kunsthalle Vogelmann unterstützte sie 2010 mit einem Bauzuschuss in Höhe von einer Million Euro. Auf etwa 3,5 Millionen Euro summierte sich die Förderung von Kunst und Bildung durch die Stiftung in den vergangenen fast 30 Jahren.

 

"Making Ripples" von Ayşe Erkmen am Neckar

Die in Berlin und Istanbul lebende Bildhauerin Ayşe Erkmen erhielt im Jahr 2020 als erste Frau den Ernst Franz Vogelmann-Preis für Skulptur. Durch die Auszeichnung würdigte die Jury Ayşe Erkmen als eine äußerst wandlungs- und ideenreiche Repräsentantin der zeitgenössischen Kunst mit einem weitgefassten Skulpturenbegriff. Mit dem Preis war 2020 die Einzelausstellung EINS,ZWEI,DREI in der Kunsthalle Vogelmann verbunden. Im Jahr 2021, dem Jahr des 25jährigen Bestehens der Stiftung, wurde die Installation “Making Ripples” von Ayşe Erkmen am Neckar zwischen Science Center Experimenta und Insel-Hotel verwirklicht.

Die Künstlerin suchte für ihr eigens für Heilbronn gefertigtes Werk “Making Ripples” die Stelle am Neckar zwischen dem Science Center Experimenta und dem Adolf-Cluss-Steg aus. Das Foto zeigt Ayşe Erkmen im Herbst 2021 bei der Einweihung. Ihre Bojen-Installation ist das räumliche Gegenstück zu Thomas Schüttes “One Man House” auf der gegenüberliegenden Inselspitze.

 

One Man House auf der Inselspitze

Im April 2019 wurde in Heilbronn das One Man House des Vogelmann-Preisträgers Thomas Schütte eröffnet. Knallig rot und zentral auf der Inselspitze gelegen, präsentiert es sich selbstbewusst dem Publikum und ist zu einem beliebten Fotomotiv avanciert. Es ist eine kunstvolle Ergänzung zum neuen Stadtquartier Neckarbogen, das nach der Bundesgartenschau (2019) nun weiter erschlossen wird. Der Stadt Heilbronn bot sich die einmalige Chance mit dem Kunst-Haus des Vogelmann-Preisträgers das Bauen auf eine künstlerische und vielleicht auch etwas humorvolle Weise neu zu betrachten. Zielsicher hatte sich der Künstler für den Standort Inselspitze entschieden. Das Haus vereint zwei Dinge: Es spiegelt Atelier und ruhigen Rückzugsort wieder, und der Besucher kann durch das markante Rundfenster die Außenwelt beobachten. Das Rundfenster als prägendes Gestaltungselement weckt Assoziationen an eine Kamera oder – passend zum Standort auf der Neckarinsel – Schiffskajüte.
Das One Man House ist nur während der Sommermonate geöffnet.